Team Bittel
 

Quelle Challenge Triathlon Roth 6.7.03  

Autor:  JürgenNehmeier   E-Mail: Nehmeier@aol.com
Letzte Änderung: 08.07.2003 09:41:24

3,8 km Schwimmen / 180 km Radfahren /42 km Laufen , Triathlon in Roth: 100000 Zuschauer, 1550 Einzelstarter, 375 Staffeln, hochsommerliches Wetter, professionelle Organisation (16 Jahre Ironman-Erfahrung) und tausende Helfer
Als ich bei einem Interview mit dem Moderator Dirk Werk nach dem Mitteltriathlon in Hilpoltstein am Pfingstmontag einen Freiplatz (regulär 210 €)für den Quelle Challenge Roth angeboten bekommen habe, sagte ich sofort zu (wohl zur Überraschung vieler Zuschauer!).

Jetzt hatte ich noch knapp 4 Wochen Zeit mich vorzubereiten. Schwerpunkt sollte das Radfahren und auch Schwimmen sein. Zweimal bin ich die Radrunde (86,5 km) abgefahren und war mit der Trainingszeit bei lockeren 139 Puls von 3:20 Std recht zufrieden.Für die 3,8km Schwimmen habe ich mir dann doch einen Neoprenanzug zugelegt, den ich aber auch zum Surfen anziehen kann (ist sehr bequem!). Meine weiteste Radstrecke war vor dem Start 100km und beim Schwimmen 2km. Reicht die Kraft und die Marathonerfahrung bei einem Trainingsvolumen von 8-10 Std. pro Woche auch für einen Ironman, zumal ich ja erst an 2 Triathlons teilgenommen habe ?


Am Sonntag den 6.7.03 zeigte das Thermometer früh nur 13 Grad - mein Start war um 7:15 Uhr. Die Profis gingen bereits um 6:30 ins Rennen.

Einige tausend Zuschauer waren an der Lände in Hilpoltstein,
als ich mich auf die 3,8 km lange Schwimmstrecke im RMD Kanal begab. Im Brustschwimmstil erreichte ich in knapp 2 Stunden (diesmal waren sogar noch einige Schwimmer hinter mir!) wieder die Wechselzone.Viele der Staffelschwimmer, die 30 Minuten später auf die Schwimmstrecke gingen, hatten mich bereits überholt. Auf der zweiten Hälfte hatte ich schon mal ansatzweise einen Wadenkrampf bekommen, als ich den Schwimmstil änderte.

Nach dem Umziehen und dem Anlegen des für heute so wichtigen Pulsmessers, ging es auf die Radrunde. Ich traute meinen Augen nicht, als ich einen Puls von über 170 erblickte und wußte, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich fuhr am Rothsee entlang nach Eckersmühlen, wo in der Biermeile ein tolles Stimmungsnest war und dann in Richtung Heideck. Die Spitzengruppe mit Lothar Leder und dem Australier Mc. Cormack hatte mich mittlerweile auf deren zweiter Runde überholt.Vor Heideck, der erste kürzere Anstieg mit 10 %, der Puls immer noch bei beunruhigenden 165. Die Oberschenkelmuskulatur war sehr angespannt und schmerzte leicht am Berg. Trinken war heute bei den warmen Temparaturen enorm wichtig. Dann die rasante Abfahrt durch Heideck mit ca. 50km/h ! Es folgte der Selingstädter Berg wo gute Stimmung mit vielen Zuschauern und Disko Musik herrschte.Weiter ging es auf den flacheren Teilstücken nach Thalmässing und Greding.

Den Puls hatte ich jetzt nach über einer Stunde auf der Radrunde mit 135-149 wieder unter Kontrolle, so dass sich nicht zuviel Lactat bildete. Soviel wie möglich fuhr ich in den Armauflegern in gebückter aerodynamischer Haltung, um Kraft zu sparen.

In Greding, dem südlichsten Punkt der Radstrecke angekommen, kam jetzt der schwerste Streckenabschnitt:
der Kalvarienberg mit anfangs 10 % Steigung auf das Hochplateau nach Röckenhofen. Am Berg zeigte sich jetzt einmal mehr, was den Ironman von Roth so legendär auf der Welt macht: dicht gedrängte Zuschauermassen, die einen in einer engen Gasse am Berg alle Fahrer lautstark unterstützten - echtes Gänsehautfeeling, toll...Insgesamt sollen wieder rund 100000 Zuschauer an der Strecke an diesem Wettkampfsonntag gewesen sein. Die Radstrecke war größtenteils für den Autoverkehr gesperrt. An allen Einmündungen regelte die Polizei den Verkehr. Man konnte die Temposchilder von 30 oder 50 km/h ignorieren und bekam dafür von den Polizisten noch ungewohnten Beifall und Anfeuerung!

Vor Obermässing dann die längste Abfahrt (ca.4km) der Radstrecke. Hier wurden früher Bergrennen bei den Tourenwagen ausgetragen. Ich kannte die Kurven noch gut vom Training her und rauschte mit 50 bis über 70 km/h zu Tale.

Jetzt ging es auf etwas hügeligen Abschnitten in Richtung Eysölden, Hilpoltstein. Der Wind war heute mit gut 3 Windstärken etwas zu stark, so dass die Spitzenleute keine neue Bestzeit auf der Radrunde schafften. Nach rund 3 Stunden erreichte ich wieder Hilpoltstein (noch 110km zu fahren) und es folgte hier der Solarer Berg, wo wieder Tausende von Fans einen Höllenlärm neben der engen Gasse machten. Moderatoren heizten mit Kommentaren über die Fahrer die Stimmung der Zuschauer zusätzlich an - echt unglaublich !

Die zweite Radrunde mit 86km verlief für meine Verhältnisse ganz ordentlich - gelegentlich konnte ich sogar mal jemanden überholen, was natürlich gut für die Moral war....

Nach gut 7 Stunden erreichte ich den Zielbereich in Roth zum Laufwechsel. Das Rad wurde mir durch Helfer (war ich übrigens an der gleichen Stelle im letzten Jahr selbst!!)abgenommen und es ging ans Umziehen ins Zelt. Ich hatte mein Handy im Beutel mit den Laufsachen und nahm es auf die Laufstrecke mit, um zu Hause mal Bescheid zu sagen wie es mir geht. Außerdem wollten Daniel, Oli und meine Frau an die
Schleuse nach Schwanstetten kommen, um mich bei km 10 zu unterstützen. Das Handy deponierte ich später hinter einem Baum am Streckenrand.

Auf der Marathonstrecke ging es mir recht gut, mein Puls war
die ganze Strecke bei 143-145 und ich lief in gleichmäßigem Tempo etwa 8km/h. Die Strecke führt am Kanal entlang in Richtung Rednitzhembach, wo mir gegen 18 Uhr bereits Daniel entgegenjoggte und mich aufmunterte. Dann die Schleuse am Kanal - nur rund 1,5km von meinem Wohnort entfernt(eigentlich könnte ich ja jetzt nach Hause gehen....)mit aufgebautem Biergarten, Oliver und Sabine waren am Streckenrand. Die Schleife nach Schwanstetten, wo noch gute Stimmung herrschte hinein ging schnell vorüber (angeblich soll ich nach gut 20 Min für die 4 km schon wieder an der Schleuse gewesen sein!!). Bei km 14 der Abschied von der
Familie und nun gings zurück auf die schier endlose Kanalstrecke bis zur Schleuse am Rothsee bei km 27. Bei km 21 durchlief ich die Lände Roth, wo immernoch Zuschauer da waren.Es war mittlerweile schon nach 19:30 Uhr - ich war jetzt bereits über 12 Stunden unterwegs und lief langsam, aber noch locker und konnte 4 Läufer auf der Marathonstrecke überholen.

Nächstes Ziel war der Wendepunkt vor Eichelberg bei km 30 und dann gings wieder zurück zum Kanal. Bei km 32 bekam ich erstmals an diesem Tag Probleme. Die Schultern wurden nun immer schwerer
(vermutlich beim ungewohnten Radfahren doch etwas überstrapaziert). Leider wurde die Rückenprobleme schlimmer,
ich mußte immer wieder anhalten und mich strecken, damit ich wieder aufrecht gehen konnte. Nun ging es nur noch ums Durchkommen. Eine Zeit unter 15 Stunden war jetzt nicht mehr
drin. Mein Lauftempo sank zusehends bis zum gelegentlichen Gehen. Mittlerweile wurde es dunkel, als ich wieder die Lände Roth erreichte. Ein Läufer aus Neuseeland überholte mich dort wieder - nachdem ich ihn am Wendepunkt bei km 30
nach etwas smalltalk auf Englisch passierte.

Es begannen die letzten harten 4 km und es war bereits 22 Uhr. Das Ziel kam näher - es war seit einer Stunde schon recht einsam auf der Laufstrecke. Der letzte Kilometer,
begleitet vom mittlerweile gezündeten Feuerwerk, führte mich ins Zielstadion. Ich versuche noch einigermaßen gerade ins Ziel zu laufen - es gab auch für mich noch tosenden Applaus von den rund 3000 Zuschauern auf der Finishline Party!

Es war geschafft nach 15:24 Std. bekam ich glücklich die Finisher Medaille und ein Polohemd überreicht.Ich begab mich ins Massagezelt. Nach der Massage ging es mir
gleich wieder besser, die Rückenprobleme, die mich vorher so geplagt hatten, waren vergessen. Ich holte meine Beutel mit den Lauf-und Radsachen und mein Rad aus der Wechselzone, wo meine Vereinsfreunde vom SV Rednitzhembach als Helfer immer noch arbeiteten.
Zahlreiche Glückwünsche, auch von fremden Leuten begleiteten mich ("du bist doch der mit dem Freiplatz aus Hilpoltstein...."). Mit meinen Beutel behangen fuhr ich noch rund 5km zum Parkplatz, wo ich mein Wohnmobil abgestellt hatte.Kurz nach Mitternacht war ich wieder zu Hause !

Gewonnen hat Lothar Leder mit nur 3 Sekunden Vorsprung auf Mc.Cormack in 8:11 Std-ein wahrer Krimi für die Zuschauer und die beiden Athleten. Nicole Leder entschied die Frauenwertung für sich.Beide Sieger sind somit auch die Deutschen Meister 2003 in der Langstrecke !

Mc. Cormack (EX Weltmeister Kurzdistanz) nach dem Rennen:
"Ich habe an über 200 Triathlonwettkämpfen teilgenommen aber so aufregend wie hier in Roth war noch keiner!"


F a z i t: Ein unvergesslicher Tag mit tollen Eindrücken: das begeisterte Publikum , die zahllosen netten Helfer an den vielen Versorgungsstellen, die so einen Event erst möglich machen.


Jürgen " Team Bittel"

Weiterführender Link zum Thema: http://www.challenge-roth.com
 
[team/fuss.htm]