Team Bittel
 

29.05.2005 – 5. Trollinger Marathon Heilbronn  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 30.05.2005 14:06:44

Plus: reizvolle Strecke, tolles Publikum, Wein-Verpflegung. Aber: Hitzeschlacht und sehr hügelig. - Die beste Taktik ist gefragt: wie geht man durch 35 Grad, offene Sonne und das häufige Bergauf?

Ergebnis: so viele sind mit Kreislaufproblemen im Ziel, oder mit Kopfschmerzen durch Sonnenstich. Ehrgeizige Zielzeiten verdampfen auf dem heißen Asphalt. Die Sanitäter sind pausenlos im Einsatz, kommen uns auf der Strecke oft entgegen. Ihre 5 Zelte im Ziel sind voll.



Hallo Hitzeläufer,

ui ui ui, mir brennen immer noch die Füße, sind heiß von gestern. - Es ist schon schwer genug, die eigene Tagesform einzuschätzen, sich danach passend die 42km einzuteilen. Jeder Marathonläufer weiß das: es ist immer schwer. Und als wäre es ein Gesetz: fast alle gehen zu schnell los, zu euphorisch durch die erste Hälfte. Und noch viel schwerer ist es, die Hitze einzuschätzen. Obendrauf als Drittes noch die „Berge“ - ich nenne die 400 Höhenmeter mal so. Nein, diesen Lauf kann man nicht als „flach+eben“ bezeichnen. Die Ausschreibung sagt zum Streckenprofil nur: Streckenprofile hängen aus. Es sind zwei lange Berge (km10 und km27 und der Anstieg zum Ende bei km 35+36. Nichts ist einfach heute!

Leider ist die Anfahrt nicht gut ausgeschildert, wir fragen die Taxifahrer, die wissen Bescheid. 10 kleine leuchtfarbige Schildchen zumindest von der Autobahn her wären gut.
Doch wir finden den Start am Frankenstadion. Ins Stadion einlaufen: eine gute Vorstellung. Parkplätze nahe am Start, und reichlich, das ist prima. Lauschiger Jazz am Stadioneingang unter der schattigen Startallee. Schön, dass die Sonne uns noch eine Weile erspart bleibt. Wir sind rechtzeitig, dehnen uns und schlendern zum Start am Ufer des Neckar. Eigentlich ein wunderschöner Platz für ein Morgenbrunch. Sorgsam sehen wir wie eine Wagenladung Rindenmulch bei km0,1 über dem Asphalt verteilt wird. Warum? Um eine Asphaltschwelle zu verdecken. Von der Brücke abwärts stehen die Läufer, eingeteilt in Startblocks, ein Panoramablick über das Starterfeld. Nach einer La-Ola-Welle geht es los. Wir lassen uns heute mal nur mittreiben. Am Neckar entlang, dann eine Kehre, wieder Neckar. Mei ist das schön hier! Unter einer großen Brücke durch, oben winken die Frühaufsteher. Guten Morgen!

In den Ortschaften stehen Hunderte von Leuten fröhlich applaudierend. Es ist morgens, aber sicher haben sie schon Trollinger getrunken. Der Wein ist heute überall dabei:

Schon vor dem Start: eine Flasche Trollinger Roten (1994er) gibt es für jeden Starter. Dann die Weinberge. Die Landschaftsform begleitet uns sehr reizvoll den ganzen Lauf über. Und als Verpflegung: wir finden Rotwein zum ersten Mal bei km13. Ja, und dann sehen wir sogar den Weingott Bacchus selbst. Er steht leibhaftig mit roten Backen an der Verpflegungsstelle und reicht uns allen lachend seinen Weinkelch. Ein Märchenlauf. Später, bei km 31 holen wir einen Läufer ein, einen kostümierten Weingeist in rot mit Reben und (Papp-)Kelch. Zum 5ten Mal ist er dabei, „Gefangener der Serie“ sagt er, läuft eh schon viel, und „muss“ nun auch hier laufen. Er hat seine Freude. Das Motorrad überholt uns gerade und knipst uns drei. Na auf das Foto bin ich gespannt!

Unterwegs
Immer wieder stehen ganze Sofa-Einrichtungen mit Sonnenschirm oder Sessel am Weg, kleine Partys zuweilen. Kleine Besonderheiten des Laufes.
Verpflegungspunkte sind wirklich reichlich, was auch nötig ist! Manchmal stehen dazu noch Kinder mit Bechern einfach so alleine irgendwo am Gehsteig. Oder es stehen Wassereimer bereit am Straßenrand. Oft werden wir besprüht, manchmal sogar regelrecht abgeduscht. Die Sprüche auf jedem km-Schilde sind eine nette Idee und Ablenkung. So kreisen unsere Gedanken. An den sich bergauf schlängelnden Strassen sehen wir schön die lange Schlange der Läufer. Und immer wieder gute Musik von Kapellen und Bands. Mir gefällt der Quetschen-Spieler, der einsam und begeistert da steht. Und die Musik aus der Garage in Brackenheim bei km20 „Ab in den Süden, der Sonne hinterher“. Na ja, Sonne haben wir heute zur Genüge!

Wir laufen sehr ruhig und konstant, zweite Hälfte die gleiche Zeit wie die erste. Und wir holen so viele Läufer ein. Die Armen! Immer wieder erkennen wir jemand, getroffen am Anfang. Ein paar Worte, Stöhnen: „ach ist das heiß“. Manchmal „hängt“ sich jemand an uns, obwohl ich davor warne: wir laufen heute „außer Konkurrenz“ und „bitte orientiert Euch nicht an uns“. Ausnahmslos vergebliche Worte, deswegen lassen wir es dann auch. Uns geht’s prima, nie so locker bei einen Marathon km33 passiert, sagt Anke.

Ab km37 sind wir plötzlich nicht mehr so spärlich, wir bekommen massenhaften Zulauf: die Halbmarathonis stoßen dazu. Dennoch ist es möglich daneben frei zu laufen, es ist kein Gedrängel. Die letzten km werden schwerer, auch für uns. Wir spüren die Hitze in den Schuhen, die Sonne am Körper, den Wassermangel.

Tipps: Sonnencreme Faktor 10 + Mütze auf + Trinken ab Beginn, so viel es geht, dabei stehen bleiben, damit es in Ruhe und viel rein geht + langsam wie im Training bis km10. Nach Überhitzung/Sonnenstich: 3 Tage keine Sonne, kein Laufen, viel Trinken, viel Schlaf und kein Fett.

Zieleinlauf im Stadion ist immer gut und selten. Die Stimmung ist großartig und es ist auch schön, dass sich die Läufer nach dem Ziel nicht sofort verlieren in einer engen Gasse oder im Gewimmel, sondern genügend Platz zum Gehen haben. Ich mag das hier. Und das mit der permanent rieselnden Dusche im Zielbereich auf der Tartanbahn ist eine prima Idee! Auch das 1m tiefe Tauchbecken, wo 15 Leute die Füße reinstellen können, eine Läuferin sogar ganz untertauchte. Es gibt viele Getränke, vor allem nicht nur Wasser (man kann es nach den Stunden des Laufens nimmer sehen), sondern auch Grapefruit-Iso und Apfelsaft. Essen ist bei der Hitze eher schwer, die Äpfel bleiben angebissen liegen, auch die Bananen. Uff, meine Füße sind heiß gelaufen. Schatten! Den gibt es zum Glück im Ziel zur Genüge hinter dem Rand des Frankenstadions und draußen in der Allee. Prima ist auch, dass die Duschen sehr nahe sind, unter der Tribüne. Mit diesen Füßen mag niemand weit laufen, und eine Dusche ist sooo gut jetzt!

Und das Allerbeste: (nach ein wenig Anstehen) gibt es eine göttliche Massage! Wir werden (professionell) massiert, und wer möchte kann einen Kopfhörer haben, auf der Massageliege. Na, das ist Verwöhnen: Massage mit sanfter Musik im schattigen Zelt, die Siegerehrung schwingt leise im Hintergrund mit. Manchmal geht ein Lufthauch durchs Zelt. Einfach schön, und ein dicker Grund wieder zu kommen.

Keep on running, aber vergesst die Erholung nicht!

Erwin
Vom Team Bittel.


Infos: www.trollinger-marathon.de (780 M-Finisher, 4.692 HM-Finisher)
Schöne Fotos: www.stimme.de
 
[team/fuss.htm]