Team Bittel
 

3. Allgäuer Voralpen Marathon 18.09.2005  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 10.10.2005 16:29:24

Geheimtipp an alle Herbstläufer


Hallo Voralpenland, wir kommen.


Bei sternenklarer Nacht fahren wir morgens um 6 Uhr los, direkt in den orangefarbenen Vollmond. Erst im Allgäu kommen Wolken auf, als es hell wird. Wir freuen uns auf einen schön kühlen Lauf.
Und schön kühl ist es am Start, 8 Grad. Fast ein wenig zu kühl mit dem Wind. Der Dauerregen ist weg, es ist bewölkt und leider scheint nicht die Sonne wie in Franken. Die wenige hundert Starter sammeln sich langsam im Eingangsbereich des Cambomare Thermalbads wo der Start ist. Es riecht etwas sehr intensiv nach Bad, doch es ist warm. Easy Anmeldung, zügig, freundliche Gesichter trotz des frühen Sonntagmorgens. Wir vom Team Bittel treffen uns leicht. Fast nur Allgäuer sind um uns Handvoll Franken. Auf der Startnummer steht „Edelweiß“. Wir gucken ein wenig herum und machen wie gewohnt unsere Rosa B Gymnastik (www.team-bittel.de/team/rosa_b/index.htm). Der amüsierte man vom Fernsehen filmt uns dabei.

Eine wunderschöne Landschaft, aber eine knackige Strecke erwartet uns: 900m Höhendifferenz für die 2/3-Marathonläufer, 1.300m für den Marathon. Das übersichtliche Starterfeld mit den Staffelläufern und uns legt um 9.00 Uhr los. Wir hoffen auf Sonne ab Mittag und grandiose Panoramablicke ins Alpenland. Leider wird es nichts. Stattdessen weht weiter der Wind, vor allem oben in der Höhe über 1.000m. Windbreaker-Jacke ist gut, Handschuhe wären fast nötig. Ich laufe in Shirt und Short.

Wir starten gemeinsam: Susanne und Hilmar, auf dem Weg zu ihrem ersten Halbmarathon, genauer gesagt 2/3-Marathon. Günther und Robert schließen sich uns dankend an. Thomas der quirlende Team-Bittel-Fotograf verabschiedet sich schnell von uns, gleich darauf Manuela unsere Jüngste (und spätere Siegerin ihrer Klasse), die wir wenigstens 1,5km bremsen konnten. So traben wir als letzte durch leere Landstrassen. Das stark besetzte Läuferfeld vor uns ist bereits nach 2km nicht mehr zu sehen. Stört uns nicht, denn wir haben einen „Wellness-Lauf“ vor, in der Tradition der Ultra-Läufe. Ich erkläre den beiden Neuen um uns was Team Bittel-Laufen bedeutet und bremse alle immer wieder. Wir bleiben in Ruhe an jedem Getränkeposten stehen, Wasser, warmer Tee, Iso, Obst und leckere Energieriegel! Wir versuchen mit den kalten klammen Fingern die Becher zu halten und lachen. Wir sind fröhlich und richtig gut drauf alle zusammen. Nicht alleine laufen ist immer gut. Wir machen uns langsam bekannt miteinander und erzählen uns was.

Der lange Anstieg hinauf zum Blender Berg zieht sich 12km. Wir gehen oft, so dass uns die Power-Walker einholen. Oben angekommen nach steilem Aufstieg durch Wurzelwerk finden wir den Turm im Nebel, besser gesagt in den Wolken. Der Weg führt nach der ersten Kontrollstelle an einem engen Gatter durch eine kuhfladenbedeckte feuchte Wiese ganz eng am Turm vorbei. Nach diesem ersten Gipfel geht es bergab über Wiesen, und wenn der Blick auch nicht so weit reicht, wir haben doch immer wieder eine schöne Sicht übers Voralpenland. Als es einlängeres Stück bergab geht begrüßt uns Gaby, die heute nicht läuft, aber ein schönes Foto von uns macht. Und kurz darauf ein Trinkstopp: hey, Publikum!

Für uns Nicht-Alpenbewohner sind Gatter fremd. Wir treffen heute auf einige Varianten davon, meist sind sie kuh-ungerecht im Slalom oder verwunden zu passieren. Nur eine Art ist gewöhnungsbedürftig: die wo man in ein kleines Gerüst steigt, sich die Beine anstößt und wenn es dazu bergab geht hinauspurzelt. Neh, Hilmar?

Nach 16km trennen sich unsere Wege am Eschacher Weiher. Ich geben den beiden Susanne und Hilmar noch Tipps für die letzten 12km, wohlwissend, dass sie sich vor Glücksgefühlen kaum daran halten werden, sondern schneller werden. Doch es wird reichen und sie werden noch einige Läufer überholen. Mit Robert und Günther biege ich bergauf ab, auf die Marathonstrecke.

Damit die anderen im Ziel nicht zu lange auf mich warten müssen, ich zu diesem Zeitpunkt allerletzter, verabschiede ich mich von den beiden und ziehe weiter. Es ist etwas kühl an den Armen, doch es läuft sich schön. 2:10 für 16km, genau noch einmal 2:10 h für die restlichen 26km, dann werde ich einlaufen. So treibe ich etwas schneller und wärmender durch viele rutschig und enge Waldpfade, über Wiesen, und über Wurzeln in Massen. Es dauert lange bis ich den ersten einhole, danach wieder lange kein Mensch. Langsam werden es mehr Läufer, die ich mit großen aber ruhigen Schritten einhole. Um meinen Kopf zu beschäftigen beginne ich die Eingeholten zu zählen. Und irgendwann sage ich es denjenigen auch: „30ter von hinten“. Das motiviert und beruhigt: „Ach bin ich nicht Letzter, gar nicht so schlecht“. Bei km34 erreiche ich Thomas auf einem schmalen Pfad, der Vorbeigehen nicht erlaubt. Er ist ruhig und in sich gekehrt, hört mich erst nach dem dritten Mal grüßen. „Manuela ist 2min vor mir, wenn Du Dich beeilst holst Du sie ein“, sagt er mir. „Ja ja, gut, vielleicht“, sage ich und ziehe ruhig weiter. 1km weiter stehe ich bald neben Manuela an einer Verpflegungsstelle, beide den Becher in der Hand. Sie ist überrascht und will meinem schnellen Schritt folgen. „Bleib ruhig, wir sehen uns dann im Ziel“, klopfe ihr auf die Schulter und tauche bergauf in den lehmigen nassen Urwaldpfad ab.

Als ich bei km36 aus dem rutschigen Hohlweg dieses Urwaldes komme stehe ich vor einer 20m-Schlammpartie. Und kein Weg vorbei. Ich tappe durch den schuhhohen schwarzen Morast. Abenteuer pur, sage ich Euch. Ein Abenteuerlauf. Wenig später kommt dieser Mordsberg bei km38-km40. Ich treibe in etwas langsamerem Joggschritt hinauf. Verdutze und anerkennende Blicke derer die ich überhole begleiten mich. „70ter von hinten, 75ter von hinten“, ich treibe vorbei an einer losen kette von Einzelläufern. Kaum oben geht es sehr steil bergab. Mein Zähler stoppt: 90. Ich bin im Ziel.

Es ist schön hier einzulaufen, weil man das Ziel schon hören kann und man die letzten 400m darauf zu läuft. Leider stören die geparkten Autos. Im Ziel erwarten uns eine schöne grüne Medaille, viel zu Trinken, wenig aber trotz Wind standhaftes und begeistertes Ziel-Publikum. Und die warme halle des Bades.

Bald treffe ich auf die glücklichen 2/3-Finisher (gell Susanne und Hilmar!) und wir erzählen uns ausführlich wie es war. Nicht lange, dann kommen Manuela und Thomas. Mei, das war ein schöner Tag heute. Trinken, Dehnen, und ab in die warme Dusche des Thermalbades, die wir gratis benutzen dürfen. Aaaaahhhh das tut gut!

Habt Ihr wirklich gut gemacht, die Organisation, Streckenwahl, Verpflegung und Start und Ziel. Ein Geheimtipp für Landschaftsläufer.

Euer Erwin



www.VorAlpenMarathon.de




 
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