Team Bittel
 

Liechtensteinmarathon 2002  

Autor:  HansLauth   E-Mail: HansLauth@aol.com
Letzte Änderung: 15.06.2002 14:16:55

Die " Steigerung " von Marathon
Samstag 4Uhr 10min. meine innere Uhr sagt es wäre so weit, also ein Blick auf die Armbanduhr und tatsächlich 5min. bevor der Wecker klingelt bin ich wach. Raus aus den Federn einen guten Kaffee ein paar Toasts, die Taschen sind schon gepackt und um 5 Uhr sitzen Kerstin und ich im Auto. Der Pumpe Düse legt die 314km in gut 2h30min zurück natürlich in der Hoffnung das noch alle Radarfallen schlafen.
Wir waren also kurz nach 7h30 in Lichtenstein am Startparkplatz in der nähe von Bendern, eingerahmt von einer grandiosen Bergkulisse. Dank hervorragender Organisation war alles sehr gut zufinden. Das Starterfeld hatte noch eine überschaubare Größe, und so war es auch nicht schwer Karin und Jürgen samt Anhang zu finden. Mit Jürgen hatte ich 14 Tage vorher noch einen schönen Trainingslauf in der Pfalz absolviert, und wir wollten zumindest die ersten 10km zusammenlaufen. Kurz vor dem Start traf ich dann auch noch Thomas und Gaby die gerade dabei waren das Foto, so lustig sahen wir vor Start aus, zu schießen. Ja noch war man lustig und guter Dinge, weil keiner so genau wusste was da kommen sollte.

Pünktlich um 9.30 Uhr war Start. Die ersten 10 km waren flach und ich lief sozusagen Trainingstempo zum warmlaufen. Jürgen und ich unterhielten uns noch recht angeregt, er fragte noch ob wir es wohl schaffen würden unter die ersten 200 zukommen, ich entgegnete wie aus der Pistole geschossen natürlich schaffen wir das ( obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte wie schwer es werden würde). Aber man ist ja von Haus aus Optimistisch.
Das Wetter war super , die Kulisse fantastisch , und so waren auch die ersten 10km teilweise am Rhein entlang , recht flott ( um die 50min) zurück gelegt. In Vaduz ein kurzes Hallo zu unseren Frauen und schon ging es in den ersten Anstieg hinein. Mittlerweile war es auch schon recht warm, denn die Sonne zeigte sich von Ihrer besten Seite. Während wir den ersten Anstieg in Angriff nahmen boten sich trotz der zunehmenden Anstrengung wirklich fantastische Ausblicke auf das mittlerweile immer tiefer unter uns liegende Rheintal. Man konnte sich an der tollen Landschaft regelrecht satt sehen. Den Pulsmesser immer im Blick versuchte ich einen einigermaßen ökonomischen Rhythmus zu finden. Der Anstieg war ungefähr 10 km lang mit mehr als 1200 hm . Bereits nach zwei drittel musste ich Jürgen ziehen lassen, vorher hatte er noch mit dem Handy zuhause angerufen und mich informiert das Deutschland gewonnen hatte. War das jetzt wichtig?. Ich musste schnell erkennen das, das mit dem ökonomischen Rhythmus bei mir heut nichts werden würde, es wurde immer steiler und mochte auch nicht zu ende gehen. Ich hatte mir vorgenommen wenigsten den ersten Anstieg laufend zu bewältigen, aber daraus wurde nichts. Viele wahren schon lange beim gehen, und ca. 1km vorm ersten Gipfel hatten mein Beine auch keine Lust mehr zum Laufen. Einwenig Wiederwillig gab ich nach ,denn der Weg war ja noch weit, und so wanderte ich dem ersten Gipfel entgegen. Bei km 20 war dann wieder Verpflegung und es wurde kräftig Flüssigkeit nachgefüllt. Die Uhr zeigte 2h3min und ich sagte mir das währe ja gar nicht so schlecht. Jürgen hatte ich schon lange aus den Augen verloren. Von km 21 bis 25 ging es dann bergab. Ich machte mir Hoffnung auf Erholung. Doch weit gefehlt, man lief hochkonzentriert um sich nicht die Haxen zu brechen, denn es ging recht Steil abwärts, und vorwärts kommen wollte man ja auch. Bei km 25 liefen wir an einem Herrlichen kleinen See vorbei, und wenn es nicht noch so weit gewesen wäre, hätte ich bestimmt ein kurzes Bad genommen. Das Streckenprofil hatte ich so einiger maßen im Kopf, ab jetzt sollte es ziemlich flach, am Berg entlang gehen. Nur ein paar ganz „kleine“ Zacken waren eingezeichnet. Der erste kleine Zacken lies auch nicht lange auf sich warten, ich ging ihn mit vorsichtigem Laufschritt an, doch es nützte nichts ab der Hälfte wurde wieder gegangen. Dieser Vorgang wiederholte sich dann auf den nächsten „flachen“ km recht oft. Das dies Kräftemäßig nicht mein Tag war, damit hatte ich mich mittlerweile abgefunden, doch meine Psyche war stabil, so schnell bekommt man mich nicht klein. Das km 30 Schild tauchte auf, nur noch 12 km. Ich wusste ja das jetzt noch ein Anstieg kommen würde und ehe ich nachgedacht hatte war er da und ich begann zu Wandern. Und ich wanderte recht lange. Alle wanderten, das war beruhigend. Gesprochen wurde recht wenig denn es ging ja steil bergan. Was die eigentlichen Wanderer dachten hätte mich auch mal interessiert, manche klatschten ja noch mit Hochachtung in die Hände und feuerten uns an, bei Anderen wusste man die Blicke nicht so recht einzuordnen.... Ich hatte manchmal das Gefühl das man ein Km Schild vergessen hätte oder das ich es übersehen hatte. Doch die Schilder tauchten alle irgendwann auf. Dann ein Hinweis noch 300m bis zur Verpflegung Km 35, wir überschritten also den höchsten Punkt. Noch mal 3oder 4 Becher trinken ein Gel mitbeigemischt und dann ging es steil bergab. Ein Zuschauer sagte noch, jetzt geht es nur noch bergab bis zum Ziel. Das war natürlich Balsam für die Seele, und dich lies es so gut es ging laufen. Plötzlich tauchte zu meiner Überraschung Jürgen vor mir auf. Der Gute war von Krämpfen geplagt, und deshalb zwei Schritte langsamer unterwegs wie ich. Nun zum Ziel war es noch weit, helfen konnte ich Ihm nicht ein paar aufmunternde Worte , und weiter ging es bergab. Ich für meine Person war mittlerweile überzeugt meine eigene Reinkarnation zu sein. Ich war mir sicher alle meine Sünden abgebüsst zu haben , ein neuer Mensch , frei für kommende Taten. Man konnte mittlerweile den Sprecher im Ziel in Malbun hören, und bei km37 sah ich Kerstin in einer Rechtskurve stehen. Ich lächelte Ihr zu und dachte mir so die letzten 5km reiß ich jetzt auch noch ab, was soll denn schon noch groß kommen. Ja was wohl? es ging um eine Linkskehre und ich glaubte es im ersten Moment nicht, noch eine Steigung!!!. (es waren wohl doch noch nicht alle Sünden getilgt). Aber was solls die Hälfte Laufen den Rest gehen, das kennt man ja schon. Während ich so die letzten Meter der Steigung zurück legte, lies ich mal den Blick schweifen aus welcher Richtung wohl die Läufer ins Ziel kommen . Ich schaute also an dem Bergkessel entlang, und musste leider feststellen das dies noch nicht die letzte Steigung war. Am Ende des Tals konnte man noch eine Verpflegungsstation ausmachen, dann ging es genau gegenüber wo ich mich jetzt befand die vermutlich letzte Steigung hoch, und irgendwo dann hinunter ins langersehnte Ziel. Der Talkessel war also endlich umrundet, nach der wirklich letzten Steigung dann das 40 km Schild dann 300m ziemlich eben, eine scharfe Rechtskehre und endlich steil hinunter nach Malbun ins Ziel. Ich war erleichtert , ein Blick zur Uhr die bei etwas über 4h46min stehen blieb. Na ja, für einen der nur im Flachland trainiert war das noch akzeptabel. Jürgen kam schon 2min später, er hatte sich zwischenzeitlich wieder ganz gut erholt. Wir verabredeten uns zum Abendessen, wo es noch recht lustig zu ging. Natürlich wurden schon die nächsten Pläne geschmiedet, man könnte ja noch den Jungfrau Marathon einbauen, Zeit wäre ja noch genug. Das ganze Vorhaben wurde dann noch durch die Aussage von Manfred bestärkt, der den Jungfrau Marathon schon gelaufen war, und diesen auf keinen Fall als schwerer einschätzte. Ich denke schauen wir mal fürs nächste Jahr.....

Auf jeden Fall werde ich in Lichtenstein noch einmal laufen. Die Organisation war klasse, die Helfer sehr bemüht und freundlich und es hat an nichts gefehlt.
 
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