Team Bittel
 

Erlebnisbericht von Petra Schuster, 5-km-Marathon-Läuferin  

Autor:  PetraSchuster   E-Mail: mail@lauf-petra-lauf.de
Letzte Änderung: 20.05.2002 14:27:16

1. Finishline Frauenlauf am 20. Mai 2002 in Nürnberg
Mein erster 5 km Lauf, na ja, vielleicht doch nicht der erste, aber der erste war ein gescheiterter Versuch, der Wendelsteiner Panoramalauf, der zählt dann nicht, oder? Nicht gefinisht, kann man evtl. als Probelauf werten. Jeder muss mal üben!

Also der erste 5er. Kein Migränewetter! Der Wecker läutet. Vielleicht sollte ich doch noch ein bißchen warten, schließlich laufe ich noch nicht so lange. Der Wecker läutet das zweiter Mal. Und wenn es wieder nicht klappt, vielleicht doch liegen bleiben und weiterschlafen. Der Wecker läutet das dritte Mal. Und außerdem laufe ich lieber am Abend, wahrscheinlich kann ich früh gar nicht....... Bei vierten Weckerläuten stehe ich doch langsam auf. Duschen, Laufklamotten an, Hüfttasche gepackt (Asthmaspray, Wasserflasche, Traubenzucker). 5-km-Marathonvorbereitung! Ich glaube ich geh wieder ins Bett. Ist das nicht alles zu anstrengend, und dann so viele Menschen und wahrscheinlich bin ich eh die Letzte, wenn ich überhaupt ankomme. Schweiß bricht aus, jetzt schon?

Ich fahre los, zum Wöhrder See. Parkplatz vorhanden, an der Schule, geht ja richtig gut los. Ich gehe zu dem Klapptisch, an dem 2 Männer sitzen. Nett von ihnen, beim Frauenlauf zu helfen, klar, die Frauen müssen ja laufen. Ich bekomme ein Multifunktionsshirt, gelb, steht 1. Finishline Frauenlauf drauf, und das Datum auch und von ODLO ist s auch noch. Klasse. Gleich anziehen? Ach so, statt Startnummer, damit man mich als 5-km-Läuferin erkennen kann mitten unter all den anderen Läuferinnen. Verstehe. Auf die Box muss ich eh noch (Angstwiss), da kann ich mich ja gleich umziehen. Mein gelbes aus, das richtig gute coole gelbe Startshirt von ODLO an. Ist nicht gewaschen, gibt hoffentlich keine Allergie.

So viele Leute sind da, warum so viele Männer, fast so viele wie Frauen und dann auch noch mit Läuferklamotten? Bin ich hier eigentlich richtig? "Die laufen einfach nur so" Aha. Einfach nur so. Und warum laufen die eigentlich ausgerechnet bei einem Frauenlauf dort, wo die Frauen dann die Läufe machen wollen - gleicher Ort, gleiche Zeit? Na ja, o.k., ohne Männer geht es scheinbar wirklich nicht.

Ein Infostand von ODLO. Na ja, muss ja, schließlich sponsorn die den Lauf. Und stellen die MF-Shirts. Und haben ein neues schönes Sortiment, lachsfarben, klasse! Strümpfe? Von Falke, na klar, von wem sonst? Aber sonst ist nicht so viel los, werbemäßig.

Richtung Start. Es werden immer mehr Frauen, die rumstehen, gelbes MF-Shirt an, sich unterhalten, locker, easy und sympatisch. Es gibt inzwischen auch andere, mit Startnummern, ohne gelbes MF-Shirt, die sehen richtig aus wie Läuferinnen, professionell, wie im Fernsehen, konzentriert, Lockerungsübungen, Einlaufen. Die laufen die 10 Kilometer Jetzt schon einlaufen? Ich dachte, der 10er findet erst eine Stunde nach dem 5er statt, wir sind doch noch gar nicht weg. Ist halt doch eine andere Klasse, da geht es um was, um Rucksäcke und Socken und Shirts und um die Ehre.

3 vor! Langsam Richtung Start. Alle MF-Shirts stehen locker rum, immer noch, keine steht direkt an der Linie, Lücken dazwischen, kein Rempeln, Schieben, Drücken? Ist ohne Zeitmessung erfahre ich. Mir fällt ein Stein vom Herzen, Zeitlimit 45 Minuten, hoffentlich schaffe ich das, wird schon knapp werden.

Trillerpfeife, vorne strebt es langsam los. Halt! Halt? Der Mann mit der Trillerpfeife meint, es müsse alles seine Ordnung haben und wie bei jedem Wettkampf - Wettkampf ohne Zeitmessung? - wie bei jedem Wettkampf müsse ein Schuss ertönen. Die Umstehenden lachen, besonders die Männer. Wir kommen uns blöd vor. Klar, weiß doch jeder, nur wir nicht.

Schuss! endlich geht s los. Geradeaus, Richtung Wöhrder Wiese. Noch laufe ich in der Menge, na ja, im letzten Drittel, aber immerhin, dort noch mittendrin. Aber nicht mehr lange. Irgendwie bin ich plötzlich ganz weit hinten, nur ein paar Walkerinnen hinter mir. Ein gelbes Shirt aber immerhin noch in Sichtweite. Dranbleiben, nicht aus den Augen verlieren, sonst kommt man sich so einsam vor, so verloren. Rechtsrum, durch den Tunnel, da steht eine nette Frau die klatscht und weist mir den Weg. Klatscht die aus Mitleid? Na ja, ich freu mich trotzdem.

Geradeaus, vorbei am Erfahrungsfeld der Sinne. Sieht toll aus, muss ich auch mal hin, die nächsten Tage. Morgensonne, nicht zu warm, einsam meine Runde. An der U-Bahn Wöhrder Wiese links und über die Pegnitz, auf der anderen Seite zurück. Der Wegweiser hier sieht etwas mürrisch aus. Klar, ich hätte auch lieber ausgeschlafen, ich kann s verstehen. Weiter vorn das gelbe Shirt, das ich im Auge behalten wollte. Entfernung ist ungefähr gleich geblieben.

Km 2. Es geht zurück zum Wöhrder See. Warum ist eigentlich so eine "5-km-Wettkampfstrecke" länger als jede normale 5 km-Strecke? Ob die richtig gemessen haben? Da kommt Roland angelaufen. Mein Lauftherapeut. Jedenfalls habe ich bei ihm das Laufen gelernt. Er kommt mir entgegen und lächelt mich aufmunternd an und sagt: "die Hälfte ist schon geschafft!" Ich lächle zurück, tapfer. "ja, schön". Schön? Erst die Hälfte? Na gut, den Rest schaffe ich doch wohl auch noch. Die Eisenbahnbrücke! Mit Mount-Everest-Besteigung. Steigung mindestens 5 Meter. Und dann noch oben rum, noch weiter rauf? Ich dachte der Mount-Everest ist schon der höchste Berg der Welt?

Weiter, weiter, wenn man auf einen Berg steigt, geht es irgendwann wieder bergab. Und dann ist es nicht mehr weit, immer mehr Läuferinnen kommen mir entgegen. Entgegen? Ach so, die für den 10er üben immer noch, sehen schon etwas verbissen aus. Wieder mehr Leute, Männer in Laufklamotten, die immer noch einfach so rumstehen und nicht laufen. Kurz vorm Ziel ein Raunen "da kommt noch eine" ein paar Zuschauer klatschen. Ich freue mich, reiße die Arme hoch, macht man doch so? Habe ich im Fernsehen gesehen! Wie? Nicht auf den hinteren Plätzen? Von wegen, gerade da. Die Leute freuen sich, dass ich mich freue und klatschen noch stärker, ich fuchtle mit den Armen herum, Beifall brandet auf, immer stärker, da das Ziel. Vorbei. Geschafft. Luft! Letzte, in 40 Minuten, nach mir in kurzem Abstand 2 Walkerinnen.

Mit hochrotem Kopf, den ich nach jedem noch so kurzen Lauf habe - vor allem die Nase ist total verbrannt, trotz Sonnenschutzfaktor 20, hoffentlich sieht s keiner - hole ich mir was zu trinken - Isogetränk rot und gelb - schaue beim 10er zu - warte auf die Verlosung, bei der ich ja sowieso nichts gewinne, aber wenn ich nicht bleibe, dann gewinne ich bestimmt - treffe Roland, meinen Lauftherapeuten und dann geht s nach Hause. Glücklich. Mein erster 5er. Das MF-Shirt kommt an die Wand, Teilnahmezertifikat gibt es nicht - nicht für die 5er. Und dass meine rote Nase keiner gesehen hat ist auch illusorisch gewesen, Roland mailt mir, er habe zwei tolle Zieleinlaufbilder von mir gemacht und ob er sie ins Internet stellen darf. Natürlich darf er. Rote Nase im Internet! Das bin ich!
 
[team/fuss.htm]