Team Bittel
 

Der dritte Bibert-Tal-Marathon am 22.09.2002  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 23.09.2002 14:23:27

Wieder bestes kühles Laufwetter, ein kühner Versuch glückte! Wie laufe ich 2:50 h ohne große Anstrengung???


Hallo liebe Freunde!


Ich sage nicht, dass ich wieder verschlafen habe. Nein. Aber es war so. Ich habe mich nachgemeldet, und es war wieder einmal fast eine halbe Stunde vor dem Start als ich ankomme.

Na, über die Strecke schreibe ich diesmal nichts mehr, ich kenne Sie, und Ihr könnt es nachlesen wenn ihr wollt ( www.team-bittel.de/team/ammerndorf_2001.htm ). Jedenfalls eine sehr schöne, waldige Strecke, sehr gleichmäßig und flach, und es war bestes Wetter dazu: kühle 10 Grad am Start, kein Wind oder sonstiges Wetter und trockener Boden. Na, das wird was werden, denke ich mir! Auf geht s!

Ich habe mir für heute einiges vorgenommen. Ich nehme mir selten was vor, aber am Freitag, also vorgestern Abend hatte ich so einen Gedanken. Was für einen? Na, "ich möchte mal unter 2:50 h laufen und das ohne große Anstrengung". Das ist nicht einfach! - Mit perfekter Ausrüstung und in idealer Umgebung wäre es möglich. Mit bestem Wetter also, optimaler Vorbereitung, mentaler Höchstleistung, perfekter Taktik und einem spirituellen Glückstag wäre es wohl möglich. Aber einfach so...? - Na, ich weiß nicht. Das wird ein echtes Abenteuer! Ob ich das schaffe?

Ich habe etwas Sorge und erzähle es niemandem. Auch nicht meiner Frau oder meinen besten Freunden. Ich möchte das alleine für mich machen. Aus Neugier, ob das geht. Und was wenn es nicht klappt? Ich mag es nicht an irgendwelchen Krämpfen oder Schmerzen, Blasen oder Übelkeit, Sehnenproblemen oder einfacher Lustlosigkeit tage- oder wochenlang zu leiden. Das ist nicht angenehm. Lieber bleibe ich liegen und schlafe weiter. - Doch ich wage es, denn ich bin viel zu neugierig.

Nach einigen Worten vor dem Start mit Freunden vom "Team Bittel", die vielleicht später zu Wort kommen, mache ich das was ich immer mache, heute nur für mich und mitten im Gedränge der Leute: Dehnen, Strecken, Lockern. Ich laufe mich warm. Und ich versuche aufzuwachen.

Der Organisator, Manfred Falk, gibt des Startsignal direkt neben mir. Ich stehe ganz vorne. Bin müde und nicht richtig wach. Stehe neben Wolfgang. Und schwupp los geht es! Durch die hundert applaudierenden Zuschauer, raus zum Wendepunkt bei km1.

Wolfgang und ich sprechen auf den ersten Kilometern, mal sehen, ob es so wird wie letztes Jahr? Wieder bestes Laufwetter! Bleiben wir eine Weile zusammen, okay! Ganz ruhig angehen lassen. Ich vergesse dabei für einen Moment was ich vorhabe. Km5. Meine Uhr piepst wie immer alle 10 Minuten. So dann auch bei km10. Vielleicht sollte ich mal die Bedienungsanleitung studieren, wie man das Piepsen ändert? Aber heute ist es ganz nützlich. Ha, laß mal rechnen, das heißt: genau auf "Kurs 2:49 h". Klaro, bis jetzt geht das gut. Auch noch bis km15, wo ich mittlerweile einige Läufer eingeholt habe. Ich frage mich, wie ich das aus dem Gefühl heraus immer wieder schaffe so konstant zu laufen. Ich schaue eigentlich selten auf meine Uhr, eher auf den Puls. Und der passt heute gut. Aber ob das so bleiben wird?

Egal, oberstes Prinzip ist "locker bleiben und mich keinesfalls irgendwie groß anstrengen". Ich lasse es laufen. Wetter gut, Schuhe gut, Beine gut, Boden gut, Strecke bekannt. Ich verschlucke mich auch nicht beim Trinken, das Wasser ist nicht zu kalt, nicht zu sprudelig. km20. So langsam auf dem Weg zum Wendepunkt wird mir klar, dass ich meine Sorgen in den bewölkten Himmel steigen lassen kann, denn es wird klappen!

Ich spüre es! - Dann der Wendepunkt. Jetzt geht es zurück, bergab - habe mich darauf gefreut - den mich aufmunternd grüßenden Gesichtern meiner "Team-Bittel"-Lauffreunde entgegen. Wolfgang, Hans, Stefan, Uwe, Joachim, Dietmar und ganz überraschend auch Thomas. Den hätte ich nicht erwartet. km 24. - Jetzt konzentriere ich mich wieder in mich hinein. Eine angenehme Wärme steigt in mir empor. Mir kommen ein paar gute Freunde in den Sinn, die ich irgendwie plötzlich sehr nahe spüre bei mir. Ein beruhigendes Gefühl, deren Energie hier zu haben. Okay, es wird also klappen. Juhu! km27. Ich laufe neben Fred, unterbreche meine Gedanken für ein paar Momente. Fred wird es genauso schaffen wie ich. Das freut mich für ihn. Doch schon treibt mich wieder meine Neugier weiter: "Gut", sage ich mir, "es geht also". - Aber wie wird es sein? km30.

Neugier.

So langsam beginnt der Count-Down der Kilometer, die mir engegenkommen. Ich breite meine Flügel aus, und irgendwie ziehen meine Gedanken nach oben, gen Himmel. Prima, dass dabei die Füße auch mitsteigen und leichter werden. Aha, so ist das also. Fred ist unweit hinter mir, ich weiß es, auch wenn ich ihn nicht mehr höre. Langsam überhole ich mehr und mehr Läufer. Es sind einige der Halbmarathon-Läufer. Einem kämpfenden Marathon-Läufer, den ich bei km35 passiere kann ich nicht viel helfen. Er weiß alles selbst.

So laufe ich und denke bei mir resümierend: du brauchst absolute Lockerheit und ein gigantisches Selbstvertrauen. Dann suche Dein spirituelles Ich und lerne wie die Tibeter beim Laufen möglichst wenig den Boden zu berühren. Lerne langsam zu laufen, dann wirst Du schneller! Natürlich musst Du viel und regelmäßig laufen zuvor. Nicht soviel wie die meisten denken, aber doch einige Kilometer. Klaro, denn ohne Körpertraining geht nix. Dann lass Dich beim Lauf von nichts und niemandem ablenken von Deinem Traum, so als wäre es ein Trainingslauf. Das ist es im großen und ganzen. Es geht! Vielleicht klingt das nicht einmal spektakulär, aber für mich ist es das!

Meditation.

Dann naht schon km40. Ich blicke aufwachend in die Ferne, was sich auf dem Weg vor mir alles tut. Die ersten Zuschauer, immer mehr Halbmarathonis, zwei Radfahrer begleiten Läufer, Applaus von der fleissigen Feuerwehr. Ich erwache aus meinen Gedanken. Und ich sehe den führenden Manni in nicht weiter Entfernung. Wir kennen uns ein wenig. Er wankt und ich komme ihm näher. Überholen?

Ehrlich gesagt, ich bin zu faul. Und zu meinem Tag heute passt das irgendwie nicht. Manni, lauf weiter!

Wie eine Meeresbrandung schlägt mir die Begeisterung der Zuschauer auf den letzten hundert Metern entgegen. Ganz schön laut, denke ich, bin im Ziel und bin wach.


Es geht!


Erwin.
Weiterführender Link zum Thema: Weiteres zum Biberttal Marathon vom Team Bittel
 
[team/fuss.htm]